Aus der Ferne betrachtet: Hegen hat es hinter sich....
Herzlichen Glückwunsch an die deutsche Eishockeylegende Dieter Hegen zur Trennung von den Duisburger Füchsen. Ein Trainer wird entlassen, nahezu abgeschlagen auf dem letzten Platz liegend und das einzige, was man empfindet, ist, dass man den Mann spontan beglückwünschen möchte? Nicht normal? Stimmt. Aber was ist im Eishockey in Deutschland schon normal und insbesondere wenn es um das größte Missverständnis im deutschen Eishockey der vergangenen Jahre geht? Duisburg und die DEL sind Dinge, die einfach nicht zusammen passen. Vom ersten Tag hat sich keiner der Beteiligten einen Gefallen getan, diesen Klub in der obersten Eishockeyliga des Landes auch nur eine Woche teilnehmen zu lassen. Weder das Publikum hat sich je in auch nur annähernd angemessener Anzahl um DEL-Eishockey geschert, noch hat der allmächtige und -gewaltige Ralf Pape offenbar einen richtigen Plan gehabt, was er mit seinem Spielzeug in der DEL wollte. Ich finde es ja eigentlich nicht verkehrt, wenn sich Leute mit viel Geld im Sport engagieren und damit sportliche Entwicklungen ermöglichen, die sonst am fehlenden Geld gescheitert wären. Doch einfach nur aufsteigen und dann mal sehen, sollte eigentlich nicht die Strategie eines Geschäftsmannes sein, und man fragt sich unwillkürlich, ob Ralf Pape sein Geld vielleicht gar nicht verdient, sondern im Lotto gewonnen hat. Kein Klub ist je so planlos an das „Abenteuer DEL“ herangegangen wie die Duisburger, und man wird sich in Kassel immer noch ungläubig fragen, wie man gegen diese Gurkentruppe denn als (vorerst) letzter sportlicher Absteiger aus der Liga fliegen konnte.
Gleichzeitig ist der Fall Duisburg für mich das schlagende Argument, warum eine Auf- und Abstiegsregel entbehrlich ist. Die haben niemals in die DEL gehört, und jeder, der daran beteiligt war, diesen Klub in der Liga spielen zu lassen, hat sich am deutschen Eishockey versündigt. Im vergangenen Sommer sah es mal so aus, als würde die Lizenz nach Stuttgart weitergegeben, und ich dachte schon, das Grauen hätte ein Ende, aber wie viele andere Eishockeyfreunde hatte ich mich zu früh gefreut. Letztlich scheitere dieses Unterfangen wohl nicht an den Protesten der 47 Die hard-Füchse-Fans, die ein paar Unterschriften sammelten und drei bis fünf Protestbanner an ihre Balkone gehängt hatten, sondern an der sprichwörtlichen schwäbischen Sparsamkeit. In Stuttgart werden die Verantwortlichen der Porsche-Arena sich gedacht haben, dass sie sich lieber noch ein Jahr mit Holiday on Ice, Hansi Hinterseer und dem Musikantenstadl mit Andy Borg über Wasser halten, als Herrn Pape für einen drittklassigen Erstligisten einen erstklassigen Preis zu zahlen. Und dass die Lizenz der Füchse über die Saison bisher nicht wertvoller geworden ist, wird auch Ralf Pape aufgefallen sein. Die Ankündigung des Verbleibes in Duisburg für nur eine Saison war jedenfalls offenbar keine so gute Werbung, wie die Zuschauerzahlen zeigen.
Didi Hegen, Nationalmannschaftsidol in meiner Jugendzeit, nahm seine Demission dann auch mit Gelassenheit hin und verkündete, dass er in Duisburg viel gelernt habe. Ich denke, er war vielleicht auch froh, dass er diese trostlose Situation hinter sich hatte. Immerhin hat Ralf Pape noch versucht, mit der Trainerentlassung einen sportlichen Reizpunkt zu setzen. Hat zwar erst einmal nicht geklappt, aber viel schlechter ist es auch nicht geworden.
In Hamburg ist man bei den Reizpunkten schon einen Schritt weiter. Dort ist man angesichts der schwindenden Zuschauerzahlen bereits zur Publikumsbeschimpfung übergegangen und wirft dem Publikum auf der Homepage vor, seine „Lektionen nicht gelernt“ zu haben. Der Fanbeauftragte wird gar in der Zeitung mit der Bezeichnung „Rädelsführer“ für kritische Fans in Verbindung gebracht, „mit denen einige Gespräche fällig sind.“ Offenbar haben da in Hamburg mal wieder Klubverantwortliche kurzfristig verdrängt, dass Eishockeyfans Kunden und keine Bittsteller sind. Vielleicht sollte Ralf Pape den Vertrag mit den Stuttgartern schnell unter Dach und Fach bringen, bevor ihm der findige Herr Capla zuvorkommt und die Lizenz der Freezers an den Neckar verkauft. Verdient hätte es das undankbare Hamburger Publikum nach seiner Ansicht bestimmt, und dann sollen sich anständigen Fans doch bei den Rädelsführern und Nichtklatschern bedanken... Es grüßt aus dem Land, in dem es die Eishockeyverantwortlichen sogar noch schaffen, die Öffentlichkeitsarbeit der Hamburg Freezers zu unterbieten…
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