Interpretiert man den Pressebericht, dann haben sich in Leipzig mit Habnitt und Gentges die §richtigen" Zwei getroffen.
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Zukunft des Oberligisten ESV Bayreuth entscheidet sich binnen weniger Tage / Forderungen bis zu neun Jahre alt EISHOCKEY
Von Eberhard Spaeth
Die Zukunft des ESV Bayreuth hängt am seidenen Faden und muss sich innerhalb weniger Tage entscheiden. Kurz gesagt: Wenn nicht noch in dieser Woche ein rettender Betrag von 60 000 Euro zur Verfügung steht, geht der Verein in die Insolvenz. Diesen dramatischen Stand der Dinge verkündete die Vereinsführung bei einer Informationsveranstaltung im König-Ludwig-Saal der Gaststätte "Zur Sudpfanne" vor gut 50 Gönnern und Anhängern.
Kassiererin Bettina Friedlaender listete zunächst die Finanzlöcher auf, die "einige Betriebsprüfungen" zu Tage gefördert hätten. Wie Vorsitzender Klaus Wiesenmüller ergänzte, setze sich der größte Teil dieser Zahlen aus Altlasten durch Forderungen öffentlicher Stellen zusammen: "Finanzamt oder LVA können den Ausgang eines Insolvenzverfahrens abwarten. Öffentliche Gelder verfallen nämlich nicht."
Die ältesten offenen Rechnungen sind schon neun Jahre alt: Aus den Jahren 1995 bis 1997 bezifferte Friedlaender die Forderungen auf gut 62 000 Euro. Bis zum März 2002 (dem Zeitpunkt des Insolvenzantrags) seien dann noch einmal 56 000 Euro hinzu gekommen. Zusammen mit 14 000 Euro, die im ersten Amtsjahr des neuen Vorstands (nach der Rücknahme des Insolvenzantrags) aufgetaucht waren, und dem Minus von 20 000 Euro aus dem laufenden Betrieb der letzten beiden Oberliga-Spieljahre bezifferte sie den aktuell fehlenden Gesamtbetrag auf rund 150 000 Euro.
Dabei noch unberücksichtigt seien aber weitere 62 000 Euro, die neuerdings "wegen angeblich nicht korrekter Zahlung von Lohn und Lohnnebenkosten in den letzten beiden Jahren" von öffentlichen Stellen verlangt werden. Diese Forderung sei allerdings auf unbestimmte Zeit ausgesetzt, weil ihre Rechtmäßigkeit noch geprüft werden müsse. "Die Abrechnungen liefen über ein Lohnbüro. Wir haben uns da auf unser Steuerbüro verlassen", erklärte Friedlaender.
Was die Existenz des Vereins akut bedrohe, sei aber vor allem eine extrem kurzfristige Verbindlichkeit: "Wir brauchen innerhalb einer Woche 60 000 Euro, um die Oberliga-Lizenz zu bekommen. Andernfalls geht der Verein in die Insolvenz." Der Sportliche Leiter Peter Diener entschärfte diese Aussage später zwar ein wenig mit dem Hinweis auf einen Antrag auf Fristverlängerung um zwei Wochen, über den die für die Oberliga zuständige Eishockey-Spielbetriebsgesellschaft (ESBG) am Mittwoch entscheiden werde, aber trotzdem äußerten viele Zuhörer ihren Unmut über den späten Zeitpunkt dieser Information. Der Vorwurf, dass sich finanzielle Probleme schon spätestens nach dem Saisonende Anfang April abgezeichnet hätten, wurde von den Verantwortlichen auch nicht grundsätzlich bestritten. Wiesenmüller ließ sogar wissen, dass Teile der Spielergehälter im Februar und März ausgeblieben seien ("Bis Januar haben wir aber immer pünktlich gezahlt."). Brigitte Friedlaender erklärte jedoch, dass sich das ganze Ausmaß der Misere erst bei der letzten Prüfung in der Vorwoche gezeigt habe.
<[>"Hätten wir vor einem Jahr den Karren gegen die Wand fahren lassen, wären wir jetzt glücklicher." ESVB-Vorsitzender Klaus Wiesenmüller Zu diesem Zeitpunkt habe man durch die Arbeit der vorangegangenen Wochen bereits einen Betrag von 55 bis 60 000 Euro gesammelt gehabt, aber ohne die nun noch nötige Summe in gleicher Höhe werde man davon nichts für einen kurzfristigen Zeitgewinn verwenden: "Das wäre Betrug an den Spendern."
Auch Wiesenmüller, dessen "Rettungsteam" im Jahr 2002 trotz eines Schuldenbergs von rund 1,5 Millionen Mark die Insolvenz des ESVB abgewendet hatte, unterstrich unmissverständlich, dass es endgültig nicht mehr um das Stopfen einzelner Löcher gehe: "Das zahlen wir jetzt nicht mehr. Da hören wir lieber auf, auch wenn 100 000 Euro im Vergleich zu den Verhältnissen bei anderen Vereinen nicht einmal viel sind." Als sich der Vorsitzende dann richtig in Stimmung geredet hatte ("Hätten wir den Karren vor einem Jahr gegen die Wand fahren lassen, wären wir jetzt glücklicher."), gab er sich nicht nur kämpferisch ("Es wäre leicht, jetzt zurück zu treten. Aber das erlebt Ihr von mir nicht!"), sondern ging auch mit einigen seiner Amtsvorgänger hart ins Gericht. Rechtlich könne man sie ohnehin nicht mehr zur Verantwortung ziehen, und moralische Verantwortung sei nicht zu erwarten: "Diese Leute kommen ins Stadion, lachen einen an und sagen: Was seid Ihr doch für Blödel!"
Auch wenn öffentlich keine persönlichen Schuldzuweisungen an Abwesende gemacht wurden, so richtete sich konkrete Kritik zumindest an einer Stelle auf jene Zeit, als der ESVB unter der Führung von Michael Böhner den Spielbetrieb der ersten Mannschaft in eine GmbH um Dietmar Habnitt und Thomas Mayer ausgelagert hatte (die bekanntlich pleite ging). "Damals war es wohl vergessen worden, den einen oder anderen Spieler vom Verein auf die GmbH umzuschreiben", erklärte Wiesenmüller. "Jedenfalls kommen jetzt auf den Verein Forderungen im Zusammenhang mit Spielern zu, die für die GmbH gespielt haben." Der damals schon mitwirkende Peter Diener musste sich die Frage aus dem Zuhörerkreis gefallen lassen, warum er den aktuellen Vorstand nicht vor möglichen Gefahren aus jener Zeit gewarnt habe: "Ich habe damals nur in meiner Freizeit mitgeholfen. Für Geldangelegenheiten war ich nicht zuständig. Verträge haben nur Mayer und Böhner abgeschlossen."
Wiesenmüller selbst versuchte zu erklären, warum er bei seiner Amtsübernahme nicht konsequenter auf der Verantwortung seiner Vorgänger für Spätfolgen aus deren Amtszeit beharrt hatte: "Die Unterlagen aus dieser Zeit lagen damals bei der Staatsanwaltschaft. Ein Einblick war nicht möglich. Aber wir hatten ja die Bescheinigung des Insolvenzverwalters, dass es nach Abschluss des Verfahrens keine weiteren Forderungen mehr geben würde."
Treuhandkonto eingerichtet Um die letzte Chance zur Sammlung des nötigen Geldes zu nutzen, wurde ein Treuhandkonto eingerichtet. Falls die nötige Gesamtsumme zur Rettung nicht erreicht wird, bleiben die eingezahlten Beträge unberührt und werden zurück erstattet. Das Konto bei der Schmidtbank Bayreuth (BLZ 780 300 70) hat die Nummer 20 000 286 (Spendenkonto ESV Bayreuth).
Gespräch mit Bandits Aber auch auf den schlimmsten Fall ist man beim ESVB schon vorbereitet. "Dabei geht es vor allem um den Fortbestand der Nachwuchsmannschaften", betonte Wiesenmüller. "In diesem Sinne haben wir bereits ein Gespräch mit den Bandits geführt - und zwar ein sehr gutes". Der kleine Lokalrivale (hochdeutsch: Bayreuther EC) hat bekanntlich den Klassenerhalt in der Landesliga Nord geschafft und könnte damit immerhin den erneuten Absturz des Bayreuther Eishockeys bis in die Bezirksliga vermeiden.
(Quelle: Nordbayerischer Kurier vom 07.06.2004)