Da das Pantherfans Forum nicht für alle zu lesen ist (für bestimmte Bereiche muss man registriert sein) hier mal ein Interview mit Frank Gentges, das ich dort gefunden habe:
"Kopf ist noch nicht frei"
Ex-Grefrath-Panther Frank Gentges im Gespräch mit den GRENZLAND-NACHRICHTEN
Eishockey/Grefrath (cn)
Die Fans waren regelrecht schockiert, als die Eishockey GmbH des Eishockeyregionalligisten Grefrath Panther das Team aus dem Spielbetrieb zurückzog, obwohl die Aufstiegsrunde zur Oberliga sportlich erreicht wurde. Spielertrainer Frank Gentges geriet anschließend in die Kritik, möglicherweise auch, weil er zum Ligakonkurrenten Herne wechselte. Die GRENZLAND-NACHRICHTEN sprächen mit dem Spieler mit der Nummer 4.
Sie beenden nach über vierjähriger Tätigkeit als Spieler, Cheftrainer und sportlicher Leiter ihr Engagement in Grefrath. Wie sieht ihr Fazit aus?
Es waren vier sehr erfolgreiche und schöne Jahre, dazu kommen noch zwei Jahre in der Bundesliga als Spieler. Wir sind in jedem Jahr mit einem Mini-Etat im Vergleich zur Konkurrenz gestartet und haben immer das Optimalste daraus gemacht. Errungene Meisterschaften und erste Plätze waren an der Tagesordnung. In jedem Jahr haben wir eine junge Mannschaft zusammengestellt, die attraktives und ehrliches Eishockey mit viel Herz und Charakter gezeigt hat. Die jungen Spieler haben sich enorm weiter entwickelt, das sportliche Umfeld wurde professionialisiert. In meinem Bereich als Spielertrainer und sportlicher Leiter habe ich meine Arbeit zu 100 % erfüllt, die sportlichen Saisonziele wurden immer übertroffen.
Warum waren die Leute, welche für den wirtschaftlichen Bereich zuständig waren, nie in der Lage mit den sportlichen Leistungen Stand zu halten?
Das müssen Sie die Leute selber fragen. Ich war für diese Dinge nie zuständig und musste mit dem Etat arbeiten, der mir zur Verfügung gestellt wurde. Fakt ist jedoch, dass die sportlichen Erfolge immer größer wurden und der mir zur Verfügung stehende Etat immer geringer. Anscheinend wurde auf der anderen Seite nicht mit der Professionalität und mit der Intensität gearbeitet wie im sportlichen Bereich, oder aber es ist in Grefrath nicht mehr möglich.
Also ist der Super-Gau ausschließlich das Ergebnis fehlender wirtschaftlicher Mittel?
Im Endeffekt reduziert sich alles auf das nicht vorhandene Geld. Wären die Gelder da gewesen, hätte man in den ersten vier Monaten der Saison nicht 14 Spieler gehen lassen müssen, und man hätte auch die sportlich erreichte Aufstiegsrunde spielen können. Die ganze Saison bestand nur noch aus Kompromissen. Es ist für einen Sportler schon sehr frustrierend, wenn man in den letzten Jahren nie das errungene Aufstiegsrecht wahrnehmen kann und jetzt noch nicht mal der Qualifikation zur Aufstiegsrunde nachkommen durfte. Profi- und Leistungssport haben nun mal was mit Geld zu tun, und wenn man Klasse haben will, muss man auch Klasse bezahlen können.
Was hätte man unternehmen müssen um die Aufstiegsrunde zu spielen?
Wir als Spieler und auch die sportliche Leitung habe trotz aller Probleme die Aufstiegsrunde erreicht, also haben wir unseren Teil erfüllt, alles andere lag nicht in unseren Händen. Alle noch anwesenden Spieler inklusive meiner Person, bis auf Matthias Vater, hätten in der Aufstiegsrunde für Grefrath gespielt. Dazu stand ich in Kontakt mit drei jungen und zwei erfahrenen Spielern, die alle gekommen wären. Aber anscheinend waren für all diese Planungen kein Geld, vielleicht auch nicht der Wille da.
Man wurde den Eindruck nicht los, dass die GmbH Platz vier gar nicht erreichen wollte. Hatten Sie auch diesen Eindruck?
Auf Grund der ganzen Spielerabgänge und Vorkommnisse konnte ich mich diesem Eindruck auch nicht erwehren. Doch noch bei unserem Auswärtsspiel in Neuss, drei Tage vor dem entscheidenden Spielen gegen Dortmund und Solingen, erklärten der Gesellschafter Frank Winkler und der Geschäftsführer Bernd Mayerbacher in der Kabine vor der gesamten Mannschaft, dass alles dafür unternommen werden müsse, um Platz vier zu erreichen und dass alle anderen rumgeisternden Behauptungen absolut falsch wären. Selbst auf meine Anfrage diesbezüglich kurz vor den beiden letzten Spielen, wurde dies von Frank Winkler mit den Worten kommentiert "es sei alles geregelt".
Wie hätten Sie reagiert, wenn Ihnen die GmbH geraten hätte, die Spiele zu verlieren?
Dieses Ansinnen hätte ich als Sportler rigoros abgelehnt, ich manipuliere doch keine Spiele. In meinen Augen hätte die GmbH genügend seriöse Möglichkeiten gehabt, diese Maßnahmen einzuleiten. Ich denke auch, dass Ligenleiterin Gisela Lukowiak zu einem Schulterschluss bereit gewesen wäre, wenn sich frühzeitig jemand von offizieller Seite gemeldet hätte. Das ist doch hier kein Wunschkonzert, wo sich jeder seine Liga selber aussuchen kann. Durch so etwas wird unser Sport unglaubwürdig und geht kaputt.
Warum haben Sie seit mehreren Wochen der GmbH immer wieder Ihren Rücktritt angeboten?
Dies hatte ausschließlich mit der Neubesetzung des Geschäftsführerpostens der GmbH und mit der Person des neuen Fan-Beauftragten zu tun. Mit diesen Leuten wollte ich nicht zusammen arbeiten. Meine Einschätzung hat sich bestätigt. Es ist unglaublich, was da bewusst an Fehlinformationen gestreut wurde. Fans sind für jeden Sport sehr wichtig, aber es kann nicht sein, dass diese Leute Politik machen, und sie dürfen schon gar nicht befugt sein, auf die GmbH Einfluss zu nehmen und sich in sportliche Dinge einzumischen.
Also gehen Sie mit der GmbH nicht im Guten auseinander?
Das möchte ich so allgemein nicht beantworten. Sascha Driesch und Jürgen Hamelmann bin ich sehr dankbar und ihnen sollte inklusive meiner Person das gesamte Grefrather Eishockey dankbar sein, denn ohne diese drei Leute hätte es in Grefrath in den letzten fünf Jahren kein Eishockey gegeben, schon gar nicht auf diesem Niveau. Sascha Driesch hat mit mir zusammen das Tagesgeschäft zu 99 % alleine geregelt, Jürgen Hamelmann war in allen Belangen eine riesige Hilfe. Alle anderen Gesellschafter habe ich bis auf die letzte Woche nur ein- bis zweimal im Jahr beim Kabinenfest und der Weihnachtsfeier zum Small-Talk gesehen.
Ihr großer Traum, eine U23 in Grefrath zu installieren scheint damit gestorben zu sein.
Richtig, der Aufbau einer rein deutschen U23 mit größtenteils Spielern aus unserer Umgebung war und ist mein großer Traum. Das Konzept und die Mannschaft mit jungen Top-Leuten stand zu 80 %. Ich hätte diese Sache hoch professionell aufgezogen, und es wäre für Grefrath eine riesige Sache geworden. Alle anderen Teams waren in Grefrath nach derzeitigem Stand nicht mehr finanzierbar.
Was bedeutet dies jetzt für Grefrather Eishockey?
Das Grefrather Eishockey hat nur noch eine Chance. Es muss schnellstens gehandelt werden, sonst wird es in Grefrath für lange Zeit kein professionelles Eishockey mehr geben. Es wäre für mich ein Albtraum, wenn es bei diesen optimalen Bedingungen im Eissportzentrum keine ernstzunehmende Mannschaft mehr geben würde und sich die Hobbyteams die Klinke in die Hand geben würden. In all den Jahren meiner Tätigkeit konnte ich den Eindruck nicht loswerden, dass hier jegliche Form von Professionalität nicht gewünscht wird.
Sie hatten seit längerem mehrere lukrative Anfragen, warum fiel Ihre Wahl ausgerechnet auf Herne und wie sind Sie aufgenommen worden?
Richtig, ich hatte mehrere lukrative Offerten aus dem In- und Ausland, aber im Endeffekt hat die räumliche Nähe zu meiner Familie den Ausschlag gegeben. In den nächsten drei Monaten wollte ich keinesfalls weiter weg, danach bin ich für alles offen. In Herne bin ich vom Trainer, Vorstand, Mannschaft und Fans hervorragend aufgenommen worden, darüber bin ich sehr glücklich. Nur leider wirken die Vorkommnisse aus Grefrath immer noch erheblich nach, und ich bekomme den Kopf nicht richtig frei für neue Aufgaben.
Quelle:
http://www.eishockeynachrichten.de/community/board/showthread.php?t=2010