Rücktritt [13.11.03]
Meine angekündigte Entscheidung, vom Amt der 1. Vorsitzenden des Herforder Eishockey Clubs e.V. zurückzutreten, bestätige ich heute mit dieser Stellungnahme.
Ich werde unsere Schriftführerin bitten, umgehend zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung einzuladen.
Nach den negativen Schlagzeilen in den letzten Tagen, hier besonders der Artikel in der Eishockey News, ist öffentlich ein Eindruck von Unglaubwürdigkeit meiner Aussagen und Zweifelhaftigkeit meines Handels entstanden. Daraus ziehe ich die Konsequenzen. Ich bin nicht bereit mich für solche Artikel zu rechtfertigen. Zu diesem einen jedoch habe ich etwas zu sagen:
Allein die erste Aussage in diesem EHN Bericht, ich habe gegenüber der EHN geäußert der Spielbetrieb in Herford sei nicht gefährdet, ist eine Lüge. Es entstammt möglicherweise irgendwelchen Forumsdiskussionen, in denen der Redakteur offenbar seine Schlagzeilen sucht. Auch von einer drohenden Pleite habe ich nie gesprochen. Ich habe allerdings immer, auch in der Öffentlichkeit, durchblicken lassen, wie schlecht es um den HEC steht. Das war aber bereits zu Saisonbeginn die Situation. Wir alle waren uns von Anfang an im klaren darüber, dass mit jedem Zuschauer, den wir verlieren, mit jedem Kilometer, den wir mehr fahren müssen und jeder Ordnungsstrafe oder Briefmarke, die wir zahlen müssen, das Beenden der Saison gefährdet sein könnte. So ist es sicherlich auch in vielen anderen Vereinen der Liga. Wir wissen es alle, aber anstatt es als katastrophale Fakten zu akzeptieren, lügen sich die Vereine und deren Präsidenten von einem Spiel zum anderen. Mit Ausnahmen, natürlich. Wir haben das nie getan, sondern immer zu unseren Sorgen gestanden, umso lächerlicher finde ich den Bericht in der EHN. Trotz alledem hat er seinen Zweck erfüllt: Herford und die restliche Liga sind in Aufruhr.
Wenn hier in Herford der Spielbetrieb tatsächlich vor Beendigung der Saison eingestellt werden müsste, so liegt das nicht an den Planungen des amtierenden Vorstandes, sondern an vielen Faktoren, die mit dem HIER und dem HEUTE überhaupt nichts zu tun haben, außer vielleicht die Borniertheit unserer „Großkopferten“ in Herford, die ist bis HEUTE geblieben. Die pressierendsten Probleme sind z.Zt. ausbleibende Zahlungen, d.h. z.B. verzögerte Überweisung von Sponsorenzuschüssen und die unter Schnitt bleibenden Zuschauerzahlen. Das soll allerdings beim HEC „immer so gewesen sein, am Anfang der Saison“, hilft uns aber nicht dabei, unseren Verpflichtungen pünktlich nachzukommen. Das wiederum führt zu Unmut bei denen, die mit unseren Zahlungen rechnen. Aber solange, hier einfach niemand erkennen will, das es dabei um eine Kette von Abhängigkeiten handelt („= wenn ich von Firma X nichts bekomme, kann ich an Fa. Y nichts zahlen“) und nicht etwas Böswilligkeit oder Unvermögen der Verantwortlichen des HEC, solange wird es immer heißen „die sind pleite“. Schon gehen überall Gerüchte um und unselige Diskussionen, die wieder dazu führen, dass jeder Außenstehende erst recht nicht in den Verein investieren mag. Folge: es wird finanziell immer enger, noch unmöglicher. Aber Hauptsache in Herford ist was los – muss ja nicht auf dem sportlichen Sektor sein. Geben wir es doch zu, wir alle stürzen uns liebendgern auf Negativschlagzeilen. Positives wird selten laut geäußert.
Wie die „Neue Westfälische“ meldete, bin ich enttäuscht über den Vertrauensbruch. Das stimmt, das hat mir die Motivation und den Mut genommen unser Ziel nach meinen (idealistischen) Vorstellungen und mit meinem „Führungsstil“ zu verfolgen.
Bereits jetzt schon bereue ich den Ausdruck Vertrauensbruch in der Meldung, denn er lässt die Mannschaft in einem Licht stehen, das nicht angemessen ist. Natürlich ist mein Vertrauen missbraucht worden, aber nicht von „meinen Jungs“, sondern von einem armseligen Individuum, das mit seinem Tun zwar sein Ziel erreicht, aber damit die ganze Mannschaft verraten hat. Ich bedauere solche Menschen, die sich nicht anders zu helfen wissen. Bei Kritik muss ich mir von den Jungs immer anhören „wir sind ein Team, wir halten alle den Kopf hin“ und so ist es leider so, dass ich in diesem Fall auch das gesamte Team mit meiner Entscheidung treffe. Ich kann unmöglich einen Einzelnen herauspicken und beschuldigen, zumal ich glaube, dass hier eher Unbedachtheit vorliegt als böse Absicht. Nichtsdestotrotz, es ist passiert.
Es bricht mir das Herz, das Team sich selbst zu überlassen, aber auch ich habe meine Grenzen und auch ich habe nur begrenzt Kraft. Offenbar habe ich allen hier vermittelt, dass mein Optimismus ansteckend, meine Kraft grenzenlos und meine Leidensbereitschaft unendlich sei. Aber manchmal ist es dann nur noch 1 Gramm, das einem auf die Last gepackt wird... und das Kreuz bricht. Plötzlich sind alle erschrocken und beginnen erst dann darüber nachzudenken. Professionalität hin oder her, da mag einem Menschen durchaus viel abverlangt werden, aber wenn man die Menschen liebt und wenn man den Sport liebt, dann gehen die (seelischen, moralischen) Belastungen weit über das hinaus, was andere sich vorstellen können.
Das A-Team ist das beste Team, was wir in Herford je hatten! Egal, welcher große Name hier schon viele Punkte erzielt hat und welch Helden eine Oberligasaison ermöglichten. Es ist DIESES Team mit dem Herz für Herford und mit dem Herz für Eishockey. Niemand kann sich vorstellen unter welcher Belastung diese Spieler die Punkte für den HEC erringen, allein durch Umstände, wie ich sie oben genannt habe, entsteht ein Druck, der die Köpfe alles andere als frei macht. Wie sie trotzdem noch spielen und kämpfen habt ihr miterleben dürfen. Ich bin sehr stolz auf dieses Team und bedanke mich bei
Kai Frenzel, einem „Widersacher“ aus der letzten Saison, der dem HEC die Treue gehalten und mir den Rücken gestärkt hat. Darüber bin ich besonders glücklich.
Martin Stieglitz, unserem Back Up, immer für den HEC da, auch wenn er meistens „nur“ sitzen muss.
Doug Moffatt, der Säule und Seele des Teams.
Michael Reim, der mir ohne große Worte und Beteuerungen, aber allein durch seine großartige Leistung und seinen Einsatz bewiesen hat, dass er hinter der Sache steht.
Tobias Ridder, mein Hoffnungsträger und erklärter Liebling der Vorsaison.
Thomas Brückner, ich erinnere mich an unsere ersten Telefonate. Ich habe Thomas aus Aufwandsgründen absagen wollen, aber Thomas ließ nicht locker „ich will bei euch Hockey spielen“. Wie oft bei den Spielen habe ich Thomas innerlich für seine Hartnäckigkeit gedankt! Ich wünsche ihm, dass er hier in Herford für die Dauer seines Verweilens glücklich sein möge.
Bahne Zander, Johannes Theilmann, Daniel Soriano, Ohne eine Wertung abgeben zu wollen, aber das sind „meine“ Jungs und ich bin sehr sehr stolz auf sie. Obwohl wir uns kaum kennen, haben diese drei eine Loyalität an den Tag gelegt, die mich immer wieder aufs neue berührt hat. Es hat mir ungeheuer viel bedeutet sie auf dem Eis zu sehen und ich bin sicher, das sind die Leistungsträger unserer nächsten Saison. Ich danke euch Jungs...... und Sch......, Johannes, dass ich Deinen tollen Fight verpasst habe.
Rudi Schmunk, hat sich hier eingefügt, als wäre er nie woanders gewesen. Es tut mir leid, dass er zum Zeitpunkt seines Einstiegs auf solche Umstände getroffen ist.
Matthias Stieglitz, jedem ist bekannt wie sehr ich hinter den Zwillingen stehe und sie mir immer im Team gewünscht habe. Matthias hat es hier nicht immer leicht gehabt, aber er muss vielleicht auch noch etwas abgebrühter werden. Das wünsche ich ihm.
Sebastian Riede, „Du musst Dich konzentrieren, Kind! Dann klappt es auch mit dem Nachbarn“ (..in Deiner Reihe). Ich bin ein Bewunderer unseres Flitzers, aber auch Basti muss noch an sich arbeiten.... auf dem Eis, wohlgemerkt, die Einstellung stimmt!
Waldemar Oppenländer, die zweite Überraschung der Saison. Im Rahmen seiner Möglichkeiten hat Waldemar alles für sein Team gegeben uns sich seinen Einsatz verdient. Was habe ich mich für ihn über sein Tor in Oberhausen gefreut.
Andrew Hofmann, hat sich in das Team eingefügt und muss in den nächsten Spielen beweisen, was er drauf hat. Ich wünsche ihm, dass er von Deutschland nicht enttäuscht wird.
Rob Torgler, der trotz seiner Bedenken sich für den HEC entschieden hat und mit dem Team die Wende herbeiführen will.
Andreas Palm, Eddy Short und Wolfgang Skorka – ohne Worte. Ohne die drei, unvorstellbar!
Ich habe Momente gehabt, wo ich versucht hätte für diese Jungs ALLES möglich zu machen und das haben sie ihrerseits auch, wir haben es gesehen. Wir waren auf dem besten Wege ein richtiges TEAM zu werden. Leider konnten das die wenigstens erkennen oder gar schätzen. Jene Unken, die mit ihren notorischen Nörgeleien Jahr um Jahr die Saison versauen, mögen nun jubeln – aber dem Eishockey in Herford hat das NICHTS gebracht, nur weitere negative Schlagzeilen und viel Kummer.
Ich bedanke mich bei meinen Vorstandskollegen für ihre Loyalität und ihre Unterstützung, mögen sie in den folgenden Monaten besser durchhalten als ich.
Ich bedanke mich bei den Devils, vor allem bei Olaf und Dirk – ihr seid Freunde!
Ich bedanke mich bei allen freiwilligen Helfern, die immer zur Stelle waren.
ICH BEDANKE MICH BEI DEN HERFORDER FANS ! Laßt die Jungs nicht im Stich!
„Laßt die Jungs nicht im Stich“ – das muss nun gerade ich sagen, nicht wahr?
Ich kann überhaupt nicht zum Ausdruck bringen wie schwer mir diese Entscheidung gefallen ist, aber weil ich ein Idealist bin, weil so viele Emotionen im Spiel sind, kann ich die Aufgabe nicht weiterführen. Es sollten Leute tun, die abgeklärter ans Werk gehen und nicht einen Traum verfolgen von Zusammenhalt, Ehre und Ehrlichkeit.
13. November 2003 / Iris „Easy“ Rohlfing
Quelle
www.ostwestfalenteufel.de