SPORT im KREIS NEUSS
Eishockey: Den Blackout vom Winter überwunden
Der NEV hat das bittere Aus in der vergangenen Saison abgehakt und
schaut jetzt nach vorne.
Neuss. Am 26. September beginnt für den Neusser EV wieder der
Meisterschaftsbetrieb in der Regionalliga Nordrhein-Westfalen. Derzeit
laufen die Vorbereitungsspiele auf die Saison, in der vieles besser werden
soll als im vergangenen Winter. Da erlebte der NEV am 21. Februar vor
780 zahlenden Besuchern im Südpark einen Blackout der besonderen Art:
5:2 stand es nach 30 Minuten für den NEV im vierten Play-Off-Spiel gegen
die Ratinger Ice Aliens. Doch die drehten zwischen der 32. und 34. Minute
das Spiel zum 5:6. Der NEV war am Ende am Ende der Saison, denn die
Ratinger zogen in die nächste Runde ein und schafften später die
Vizemeisterschaft.
Ob der NEV durch dieses jähe Ausscheiden traumatisiert wurde? Obmann
Rolf von der Heiden denkt natürlich ungern an jene bitteren Minuten zurück. Aber der Vorstand hat die schwerste
Krise in der Vereinsgeschichte offenbar gemeistert und bezahlte auch ohne Einnahmen aus dem Spielbetrieb die
Akteure bis zum vertraglichen Saisonende am 31. März weiter. In anderen Klubs, so weiß von der Heiden, dessen
Neffe seit drei Jahren das NEV-Trikot trägt, wurde nach dem Ausscheiden in den Play-Offs für die Spieler der
Geldhahn zugedreht.
In Neuss wusste man hingegen um die Nöte von Familienvätern und Studenten, die auf die ohnehin spärlichen
Eishockey-Gehälter angewiesen sind. Die Bezahlung des Teams für weitere sechs Wochen kennzeichnet die
Seriosität, mit der beim NEV seit acht Jahren gearbeitet wird. "Wir werden immer nur das ausgeben, was wir
einnehmen", so der Vorstand um Werner Link. Das werden in dieser Saison etwa 180 000 Euro sein, wovon die
erste Mannschaft etwa 100 000 verbraucht.
Da das Juniorenteam in diesem Jahr in der Junioren-Bundesliga die zweithöchste Spielklasse nach der Deutschen
Nachwuchsliga spielt, werden neben der weiteren Nachwuchsarbeit auch die übrigen Finanzmittel gebraucht.
Finanziert wird der gegenüber dem Vorjahr erhöhte Etat (15 Prozent) durch ein höheres Sponsorenaufkommen. Da
würde es gut in den Rahmen passen, wenn auch durch die Zuschauern mehr Geld in die Kasse käme (acht Euro
pro Sitzplatz).
Beim NEV hofft man jedenfalls auf einen gesteigerten Zuspruch. "Unser Drama ist derzeit, dass viele in Neuss und
Umgebung gar nicht wissen, dass in der Südparkhalle wieder gutes Eishockey geboten wird", spekuliert von der
Heiden. Die Zuschauerzahl von 410 im Schnitt aus der vergangenen Saison ist sicherlich steigerungsfähig. Doch
man weiß auch um die Launen der Fans, wenn es einmal nicht so gut läuft. Da existiert nur eine geringe
Leidensfähigkeit. Der NEV hat aber allemal das Zeug, den alten Eishockeykult in Neuss wieder neu zu beleben.
Auch wenn die Regionalliga nur den Stempel der Viertklassigkeit trägt (die dritte Liga spielt im Norden seit drei
Jahren gar nicht mehr), sind die Darbietungen der Kufenflitzer längst auf sehr hohem Oberliganiveau angelangt.
Der NEV hat seinen Kader stark verjüngt. Die "alten Herren" um die 40 Jahre sind nicht mehr dabei, dafür gibt es
viele junge Spieler. Der Altersdurchschnitt ist auf 26 Jahre gesunken. Am Sonntag, 14. September (20 Uhr), spielt
der NEV erstmals vor heimischer Kulisse gegen die Tilburg Trappers.
In den Vorbereitungsspielen tritt der NEV gegen keinen Regionalliga-Klub an. Am 26. September ist dann der
Meisterschaftsauftakt gegen den EHC Solingen. Da gibt es dann ein Wiedersehen mit den Ex-Trainern Charly
Weise und Jiri Smicek.
Von Bernd Schweiz
© Westdeutsche Zeitung
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