Wenn die Kufencracks des NEV am kommenden Freitag um 20 Uhr wieder zu den Schlägern greifen, dann ist dies Anfang und Ende zugleich, denn mit dem ersten Spiel in 2017 endet für die Neusser auch eine Vorrunde, in der diese positiv überraschen konnten. Dank des zuvor erarbeiteten Punktepolsters konnte man sich bereits am vergangenen Wochenende über den Einzug in die Meisterrunde freuen, weil sich die Konkurrenz gegenseitig die Punkte wegnahm und dem spielfreien NEV dadurch einen Platz unter den besten Sechs sicherte – aber welchen?
Mit 39 Punkten rangieren die Schützlinge des Trainergespanns Fuchs/Benske auf dem dritten Rang, dank der erfreulichen Ausgeglichenheit der Liga ist damit beim letzten Auftritt alles drin – im Idealfall der Vorrundensieg, ansonsten aber auch „nur“ Platz sechs, der für das junge Neusser Team dennoch als Erfolg zu werten wäre. Anders sieht es beim freitäglichen Gegner aus, für den es am Wochenende um noch viel mehr geht.
Die Bären aus Neuwied befinden sich noch mitten im Kampf um die Meisterrundenplätze und brauchen noch zwei Zähler, um sich eines Platzes „über dem Strich“ sicher sein zu können. Statt eines entspannten Auslaufens ist also eher mit einem verbissenen Kampf um die Punkte zu rechnen, wenn die Deichstädter im Südpark ihre Visitenkarte abgeben. Und als wäre damit noch nicht genug Brisanz in der Partie, bleibt da noch die Erinnerung an das nervenaufreibende Hinspiel, das so ziemlich alles bot, was ein Eishockeyspiel bieten kann – und etwas mehr, als es bieten sollte. Denn neben einem Offensivspektakel vor gut gefüllten Rängen lieferten sich beide Teams einen harten Kampf auf Biegen und Brechen, der oftmals über die Grenzen des Erlaubten hinausging und immer wieder in persönlichen Auseinandersetzungen endete.
Nach 60 Minuten standen 150 Strafminuten zu Buche, aber auch ein eminent wichtiger 10:8-Sieg für die junge Neusser Mannschaft, die sich selbst bewies, dass sie auch unter schwierigsten Bedingungen gegen jeden Gegner bestehen kann. An Revanchegelüsten dürfte es den Gästen aus Rheinland-Pfalz also nicht mangeln, die man vor der Saison eigentlich gar nicht auf dem Plan hatte. Noch im Juli galt der EHC Neuwied als sicherer Teilnehmer an der Oberliga Nord, ehe mit einem Insolvenzantrag ein Paukenschlag das vorläufige Ende für professionelles Eishockey brachte. Der in Windeseile gegründete Nachfolgeverein profitierte davon, dass nicht nur zahlreiche Sponsoren dem Eishockeysport in Neuwied treu blieben, sondern auch Spieler wie Stephan Fröhlich, Felix Köllejan, Felix Köbele sowie die Schlicht-Brüder Sven und Dennis, die eigentlich für die dritthöchste Spielklasse verpflichtet worden waren, nun aber das Gerüst der „neuen Bären“ bildeten. Diese erhielten darüber hinaus schnell Zulauf von ehemaligen Neuwiedern, die den gestiegenen sportlichen Ansprüchen in den letzten Jahren nicht mehr genügen konnten oder wollten, nun aber gerne an ihre alte Wirkungsstätte zurückkehrten. Auch dank des hohen Identifikationsfaktors pilgern weiterhin rund 700 Zuschauer im Schnitt zu den Heimspielen des Teams von Trainer Jens Hergt, ebenfalls eine frühere Neuwieder Spielerlegende. Mit den Kanadiern Rylee Orr und Morgan Reiner sowie dem US-Amerikaner Michael Trimboli stehen dem Übungsleiter auch drei Spieler aus Nordamerika zu Verfügung, so dass dieser zwar über einen relativ kleinen, dafür aber qualitativ sehr gut besetzten Kader verfügt.
Angesichts des Erfolgsdrucks darf erneut mit einer äußerst engagierten Neuwieder Mannschaft gerechnet werden, doch das NEV-Team um Kapitän Holger Schrills hat ja bereits beim ersten Aufeinandertreffen bewiesen, dass es sich davon nicht beeindrucken lässt. Einem weiteren Spektakel steht im Vorfeld also nichts entgegen…