Wer hätte das gedacht? Am vorletzten Wochenende zierte der NEV noch das Tabellenende der oberen Platzierungsrunde, mit fünf Punkten aus acht Spielen. Die von zahlreichen Ausfällen geplagte Mannschaft hatte gerade mit einem Punktgewinn in Hamm überrascht, zuvor aber das vermeintlich vorentscheidende Duell um Platz fünf gegen Diez-Limburg verloren. Doch nur eine Woche später sah die Neusser Eishockey-Welt wieder ganz anders aus. Die verletzten und angeschlagenen Spieler waren wieder mit dabei und tankten mit überraschenden Siegen gegen Lauterbach und Ratingen frisches Selbstvertrauen. Und alles fragte sich: Geht im Viertelfinale vielleicht doch noch was? Aber Lauterbach, gerade Lauterbach, der Gegner, gegen den man bis Dezember sagen konnte: Zwei Mannschaften, 60 Minuten Eishockey, und am Ende gewinnt immer Lauterbach. Und dann auch noch der Nachteil, freitags und gegebenenfalls dienstags eine 300 Kilometer weite Reise antreten zu müssen, was für die zahlreichen berufstätigen Spieler des NEV – der Rest sind Schüler und Studenten – einer Mission impossible gleicht.
Doch besondere Ereignisse erfordern besondere Maßnahmen, um jede Minute früheren Feierabends wurde gekämpft und mit privaten PKWs aus mehreren Richtungen die Fahrt nach Hessen angetreten. Dann kann es auch schon mal passieren, dass drei Spieler auf‘s Warmlaufen verzichten müssen, aber immerhin pünktlich zum Spielbeginn auf dem Eis stehen – wie am vergangenen Dienstag. Ein Kraftakt sondergleichen, der Rest war ein aufopferungsvoller Kampf um jeden Zentimeter Eis und ein dramatisches Ende mit dem verdienten Lohn aller Mühen. So findet eine erfolgreiche Saison ihre Fortsetzung im Halbfinale der Regionalliga West, die Kirsche auf der Sahnehaube sozusagen.
Der Gegner ist ein alter Bekannter, mit dem man sich in den vergangenen Jahren diverse spektakuläre Duelle geliefert hat und bei denen der Ausgang stets ungewiss war: Die Hammer Eisbären. Eine Mannschaft, die die Platzierungsrunde souverän für sich entscheiden konnte und auch beim letzten Duell im Südpark zeigte, wozu sie fähig ist: 9:4 siegten die Schützlinge von Trainer Ralf Hoja und lieferten mit drei ausgeglichen besetzten Reihen eine beeindruckende Vorstellung ab. Im Viertelfinale setzten sich die Eisbären gegen die Dinslakener Kobras durch, beide Partien konnte man trotz zwischenzeitlichen Rückstands siegreich gestalten. An einem guten Tag scheint gegen die Westfalen kaum ein Kraut gewachsen, doch auch wenn der NEV als klarer Außenseiter in das Duell mit dem Rückrundenprimus geht, ist er alles andere als chancenlos. Der 6:5-Auswärtssieg in der Vorrunde belegt dies, und auch der bereits erwähnte Punktgewinn vor drei Wochen war eine dicke Überraschung, traten die Neusser doch mit einem Minikader an, der gut und gerne als „Juniorenmannschaft plus“ bezeichnet werden konnte. Als Lieblingsgegner taugen die Neusser in Hamm ganz sicher nicht und so kann man durchaus davon sprechen, dass beide Seiten mit reichlich Respekt voreinander dem nächsten Saisonhöhepunkt entgegenfiebern. Am kommenden Sonntag (18:30 Uhr) beginnt die Serie mit Spiel eins in Hamm, freitags darauf gastieren die Westfalen im Südpark, ehe es dann erneut sonntags nach Hamm geht. Das Team, das als erstes drei Spiele für sich entscheidet, zieht ins Finale ein, so dass eine eventuelle vierte Partie am 10.3. in Neuss stattfinden würde und spätestens zwei Tage später die Finalpaarung feststeht – als in der Rückrunde besser platziertes Team hätten die Westfalen im Entscheidungsspiel Heimrecht. Doch so weit ist es noch lange nicht. Für die junge Neusser Mannschaft ist nach dem ebenso kräftezehrenden wie nervenaufreibenden Viertelfinale am Donnerstag und Freitag Regeneration und „Wunden lecken“ angesagt, ehe am Samstag die nächste Trainingseinheit ansteht. Die Euphorie ist riesengroß, die Vorfreude auf das Halbfinale auch. Die Mannschaft des Trainergespanns Fuchs/Benske ist zur richtigen Zeit in hervorragender Verfassung und strotzt nicht erst seit dem dienstäglichen Triumph vor Selbstvertrauen. Es ist alles angerichtet für weitere Spektakel, auf spannende und faire Halbfinalspiele!
Wie tönt es bei uns in der Eishalle des öfteren aus den Lautsprechern? „Wunder gibt es immer wieder.“
Trotzdem ist nicht davon auszugehen, dass die Düsseldorfer EG am Sonntag bei einem eventuellen Sieg gegen die Augsburger Panther gleichzeitig das für sie im Vergleich zu den Straubing Tigers (- 24) schlechtere Torverhältnis (-35) ausgleichen kann. Somit kann ab Montag das Eis im ISS-Dome abgetaut werden.
Daher laden wir alle DEG-Fans herzlich dazu ein, den rheinischen Nachbarn im Halbfinale der Play-offs 2017 zu unterstützen.
Glücklicherweise muss beim Play-off Modus nun am Freitag nicht das zweite Spiel mit acht Toren Differenz gewonnen werden, um zu Gunsten des NEV gewertet zu werden, was schon mal ein viertes Spiel bewirken würde. Ein 1 : 0 reicht da schön völlig aus.
Am Freitag ist es endlich soweit: Das Playoff-Halbfinale der Regionalliga West steigt im Neusser Südpark.
Der Gegner aus Hamm hat im ersten Spiel vorgelegt und seine bekannten Qualitäten gezeigt, nun ist der NEV an der Reihe, und der ist wild entschlossen. Bereits im Viertelfinale konnte man eine Auftaktniederlage in eigener Halle egalisieren, gleiches soll in zwei Tagen gelingen. Doch nicht nur die Motivation der Mannschaft ist ungebrochen, auch die Vorfreude der Anhänger ist so groß wie seit Jahren nicht mehr.
Die Unterstützung von den Rängen stieg schon im Laufe der Saison von Spiel zu Spiel und erreichte am vergangenen Sonntag ihren bisherigen Höhepunkt, als die zahlreich mitgereisten Schlachtenbummler die Hammer Eissportarena „rockten“. Auch bei der Revanche baut die Mannschaft um Kapitän Holger Schrills auf ihre Fans, wohl wissend, dass die ebenfalls reisefreudigen Anhänger der Eisbären ihren Teil zu einer stimmungsvollen Kulisse beitragen werden. Neben dem sportlichen Duell auf dem Eis dürfte es also auch zu einem akustischen Wettkampf auf der Tribüne kommen.
Beim NEV ist der Einsatz von Daniel Pering und Balasz Peter noch fraglich, auf der anderen Seite hofft man, vielleicht noch ein anderes Ass aus dem Ärmel ziehen zu können. Die Freitags-Partie im Südpark beginnt wie gewohnt um 20 Uhr, zwei Tage später steigt dann im Hamm um 18:30 Uhr Spiel Nummer drei.
Positiv waren gestern Abend die Zuschauerresonanz auf Neusser Seite und die Tatsache, dass der NEV 100 Prozent mehr Tore geschossen hat als beim ersten Spiel in Hamm.
Beim Blick auf die andere Halbfinalserie bin ich mir ziemlich sicher, dass unsere Jungs gegen die Ice Aliens aus Ratingen auf Grund der dortigen personellen Situation eine bessere Figur abgegeben hätten.